Kunst und Revolution: das Römische Haus als kunstpolitisches Manifest der „Weimarer Klassik“
Prof. Dr. Hendrik Ziegler
Université de Reims Champagne-Ardenne
Das Römische Haus – zwischen 1791 und 1797 im Park an der Ilm für Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach als Sommerresidenz errichtet – gehört zu den wichtigen Bauten der anbrechenden „Weimarer Klassik“. An seiner Konzeption und programmatischen Ausrichtung hat Johann Wolfgang von Goethe maßgeblich mitgewirkt. Dennoch sind die komplexen politischen, ästhetischen und ethischen Sinnschichten, die Goethe und sein Kreis in Absprache mit dem Bauherrn in den Bau hineingelegt haben, bisher nur ungenügend ausgelotet worden. Der Fund einer bisher unbekannten Vorzeichnung zum Giebel des Römischen Hauses in den Beständen des Goethe-Nationalmuseums ermöglicht nun eine umfassende Deutung des Römischen Hauses vor dem Hintergrund der kriegerischen Auseinandersetzungen der deutschen Staaten mit dem revolutionären Frankreich. Angefertigt von Goethes Schweizer Kunstfreund Johann Heinrich Meyer, zeigt die Zeichnung, die im Rahmen des Vortrags im Original gezeigt wird, die altgriechische Göttin des gerechten Ausgleichs und des Maßhaltens: Nemesis. Es lässt sich zeigen, dass die Weimarer Kunstfreunde um Goethe mit der Errichtung und Ausgestaltung des Römischen Hauses eine klare kunstpolitische Stellungnahme zu den brisanten, den staatlichen Fortbestand Sachsen-Weimar-Eisenach gefährdenden Zeitereignissen gewagt haben.
//Ort: Festsaal des Goethe-Nationalmuseums
//Zeit: 16.00 Uhr